Künstliche Intelligenz, Journalismus

Warum KI-Texte dem klassischen Journalismus niemals das Wasser reichen können.

Der Journalismus steht aktuell vor schwerwiegenden Herausforderungen: das Vertrauen in die Arbeit der Journalisten sinkt, die Absätze von Printzeitungen und -zeitschriften fallen und nach zwei Jahrzehnten der kostenlosen Online-Berichterstattung gestaltet sich die Monetarisierung von journalistischen Texten trotz der Verbreitung von Premium-Modellen immer noch schwierig.

Neben diesen Problemen gibt es im Journalismus eine Sache, die uns (noch) keinen Angstschweiß auf die Stirn treiben muss: KI als Journalistenersatz. Der Chatbot ChatGPT beweist, dass Maschinentexte immer näher an Menschengeschriebenes heranrücken. Dennoch gibt es einige journalistische Fähigkeiten, die bislang keine künstliche Intelligenz an den Tag legen kann.

Sorgfaltspflicht

Beginnen wir mit der vielleicht wichtigsten: der journalistischen Sorgfaltspflicht. Eine journalistische Arbeitsweise zeichnet sich insbesondere durch ihre Sorgfalt aus. Es werden zu jeder Information mehrere Quellen hinzugezogen und diese werden auf Glaubwürdigkeit überprüft. Der ChatGPT, als Aushängeschild seiner Zunft, arbeitet auf Grundlage einer festen Datenbasis. Er ist momentan weder in der Lage, Quellen für seine Äußerungen zu nennen noch diese mit in Echtzeit mit weiteren Quellen abzugleichen. Dies liegt an seiner nicht automatisch aktualisierten Datenbank. Doch auch wenn sich dieses Problem in nächster Zeit ändert – die Fähigkeit Quellen kritisch einzuordnen und auf ihre Qualität zu Prüfen besitzen Sprachprogramme nicht. Ein Beispiel? Wenn man dem ChatGPT glauben darf, ist Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Die Quellenprüfung nur an der Menge an Veröffentlichungen einer bestimmten Information festzumachen, würde Schlussendlich unweigerlich zu Falschaussagen führen und die KI manipulierbar machen.

Investigative Berichterstattung

Wenn wir über die Vorteile eines menschlichen Journalisten gegenüber einer Sprach KI sprechen, kommen wir um den investigativen Journalismus nicht herum. Natürlich lässt es sich nicht leugnen, dass eine Künstliche Intelligenz Daten auswerten und Ungereimtheiten ausmachen könnte, insbesondere, wenn es um Zahlen geht. Doch der entscheidende Schritt, der den Journalismus zur vierten Säule im Staat macht, ist es, zu wissen, wo man suchen muss, zu ahnen, wen man ansprechen muss, und zu erkennen, wo mehr ist, als es zu sein scheint. Das öffentliche Interesse verlangt es manchmal, dass eine Informationsinstanz besteht, die Staatsfern agiert und den Wert von Informationen einzuschätzen weiß. Außerdem ist noch keine KI gesichtet worden, die sich mit einem Trenchcoat-gekleideten Informanten in einem Parkhaus trifft.

Wahrung des Binnen- und Außenpluralismus

Eine journalistische Redaktion befasst sich nicht nur mit dem Schreiben von Texten, sie sucht zum Glück auch die Themen aus, die es in eine Ausgabe der Zeitung/Zeitschrift schaffen. So kann sich einerseits eine binnenpluralistische Themenvielfalt ergeben – andererseits gesteht sie den jeweiligen Themen, eine persönliche Wichtigkeit zu, wodurch in einem außenpluralistischen Mediensystem ausgewogene Berichterstattung entsteht. Eine Sprach KI wie der ChatGPT kann solche Einschätzungen nicht treffen, wodurch der Informationsauftrag der Medien nicht mehr gewährleistet werden kann.

Humor und Emotionen

Ein weiterer großer Vorteil von menschlichen Journalistinnen und Journalisten ist schlicht und ergreifend ihre Menschlichkeit. Sie lachen, sie weinen, sie regen sich auf und sie fühlen Empathie. Dies gibt ihnen das mächtige Werkzeug in die Hand, angemessen auf den Inhalt einer Nachricht einzugehen und die passende Form zu wählen sich diesem zu nähern. Ob Berichte, Interviews, Glossen, Kommentare, Reportagen, Porträts, die richtige Darstellungsform zu wählen ist wichtig, um einen angemessenen Beitrag verfassen zu können. Diese dann mit Leben zu füllen ist eine Aufgabe, die eine KI nicht leisten kann.

Wie wir sehen, hat der Journalismus, bei all seinen Problemen, eines nicht zu fürchten: von Sprach-KI-Programmen, so menschlich sie auch zu formulieren in der Lage sind, aus dem Geschäft gedrängt zu werden. Der Journalismus ist nicht ohne Grund die vierte Gewalt und wenn uns Science-Fiction Blockbuster wie Terminator oder Terminator 2 (oder auch Terminator 3) eines vor Augen geführt haben, dann ist es die Gefahr, die aus der Vermischung der Worte „Maschine“ und „Gewalt“ ausgeht.

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